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Jüdische Geschichte und Kultur
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Jüdische Geschichte im Schulunterricht

Jüdische Geschichte im Schulunterricht: Nichts als Tränen?

In einem berühmten Aufsatz kritisierte der jüdische Historiker Salo Baron bereits 1928 eine ausschließlich "tränenreiche" Sichtweise auf die jüdische Geschichte, die die Vielfalt und Vitalität jüdischen Lebens in Europa auf Verfolgung und Opferschaft reduziert.

Die jüdische Geschichte wird in unserer Gesellschaft immer noch häufig einzig als Verfolgungsgeschichte wahrgenommen, die mit der Zerstörung des Zweiten Tempels begann, sich während der Kreuzzüge fortsetzte und über Pestpogrome und Vertreibungen im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit schließlich in der Shoah ihren Tiefpunkt fand. Zur Verfestigung dieses Geschichtsbildes trägt die Tatsache bei, dass in vielen Schulbüchern und sonstigen Unterrichtsmaterialien nach wie vor ein Narrativ der kontinuierlichen Verfolgung, einer "Opfergeschichte", dominiert.
Vor allem aus pädagogischer Sicht hat dies gravierende Folgen: Abgesehen von der Eindimensionalität dieses Geschichtsbildes wird hier auch in den Köpfen der Schüler und Schülerinnen sowie der Lehrkräfte ein Bild vom Judentum als dem "Anderen" und "Fremden" in unserer Gesellschaft zementiert, eine Dichotomie zwischen "Juden" und "Deutschen" evoziert, die historisch nicht haltbar ist und sich auf fatale Weise auf die Wahrnehmung des Judentums in der Gegenwart auswirken kann.
Dem möchten wir entgegenwirken, indem wir hier Ressourcen für den Schulunterricht zur jüdischen Geschichte und zum Judentum zur Verfügung stellen, die im Rahmen von Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen entstanden sind, auf aktuellen Forschungserkenntnissen beruhen und ganz unterschiedliche Akzente bei der Vermittlung der jüdischen Geschichte setzen möchten.
In den Mittelpunkt möchten wir dabei die Koexistenz und das häufig konfliktfreie Miteinander jüdischer und nichtjüdischer Gemeinschaften stellen, ohne dabei Verfolgung, Ausgrenzung und Diskriminierung zu verschweigen. Wann immer es sich anbietet, soll die jüdische Geschichte als "integrierte Geschichte" und nicht als "Sondergeschichte" vermittelt werden, also im Kontext von Themen wie "Alltag im römischen Kaiserreich", "Das Leben in der mittelalterlichen Stadt" oder Kinderliteratur in der Weimarer Republik.
Für unseren Ansatz bietet sich darüber hinaus besonders die Arbeit mit Biografien an, die zeigen, dass Jüdinnen und Juden individuell handelten, Entscheidungen trafen und ihre Lebenswelten prägten. So möchten wir auch judenfeindliche Stereotype aufbrechen. Besonders anschaulich wird diese Perspektive, wenn die Quellen jüdische Stimmen sprechen lassen.
Zuletzt ist uns daran gelegen, die Vielfalt und Verschiedenheit jüdischer Gruppierungen zu allen Zeiten in den Blick zu rücken, um eindimensionalen Vorstellungen von "den Juden" entgegenzuwirken.

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