, , Europa durch israelische Augen. Eine Kulturgeschichte - Jüdische Geschichte und Kultur - LMU München
Jüdische Geschichte und Kultur
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Europa durch israelische Augen. Eine Kulturgeschichte

Projektleiter: Dr. Daniel Mahla

Projektbeschreibung

Europa ruft bei Israelis und Juden weltweit oftmals höchst ambivalente Gefühle hervor. Auf der einen Seite haben Juden den Kontinent über die Jahrhunderte in vielerlei Hinsicht geprägt. Auch hat Europa moderne jüdische Gesellschaften und Kulturen maßgeblich beeinflusst. Nicht zuletzt ist die zionistische Bewegung am Ende des 19ten Jahrhunderts auf dem Kontinent entstanden und ein Großteil der Gründer des modernen israelischen Staates wurde hier geboren. Auf der anderen Seite steht Europa auch für Jahrhunderte von Ausgrenzung, Verfolgung und schließlich Vernichtung. Für Juden in Israel und weltweit ist Europa sowohl ein "glorreicher" als auch ein "verfluchter" Kontinent, so Jehuda Reinharz und Yaacov Shavit. (Jehuda Reinharz and Yaacov Shavit, Glorious, Accursed Europe. An Essay on Jewish Ambivalence, Brandeis University Press: Waltham, Mass. 2010.)

Reinharz und Shavit gestehen aber auch ein, dass jüdische und israelische Wahrnehmungen von Europa diverser und komplexer sind, als solche Dichotomien zu suggerieren scheinen. Dies gilt insbesondere für den israelischen Blick auf die politischen, ökonomischen und kulturellen Institutionen Europas, die in den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg entstanden sind. Der jüdische Staat zeigte von früh an ein großes Interesse an den im Entstehen begriffenen europäischen Institutionen und unterhält bis heute enge Beziehungen zur EU, trotz regelmäßig wiederkehrender Spannungen im Zuge des israelisch-palästinensischen Konflikts. Auch nehmen Israelis an vielen der europäischen Kulturprogramme teil. Israelische Wissenschaftler kooperieren im Rahmen der europäischen Wissenschaftsförderung, Sportler des Landes treten zu den großen europäischen Meisterschaften an und Musiker repräsentieren ihr Land im Eurovision Song Contest.

Die bisherige Forschung konzentriert sich vor allem die politischen und ökonomischen Ebenen der europäisch-israelischen Beziehungen. Im Gegensatz dazu nimmt mein Projekt die kulturellen Aspekte dieser Beziehungen in den Blick. Es analysiert die Beteiligung von Israel an verschiedenen kulturellen Programmen der EU und die öffentlichen Diskussionen darüber. Dabei untersucht es, welche Bedeutung Europa für den jüdischen Staat hat und was solche Debatten über das kulturelle und gesellschaftliche Selbstverständnis der Israelis aussagen. Dies soll zum einen ein zu einer differenzierteren Darstellung israelischer Sichtweisen auf Europa und die europäisch-israelischen Beziehungen beitragen und zum anderen Aufschluss über israelische Selbstverortungen zwischen Europa und dem Nahen Osten geben.