, , Die Zukunft ist noch nicht zu Ende. Forschungsprojekt zu Robert Jungks Biographie und seinen Netzwerken - Jüdische Geschichte und Kultur - LMU München
Jüdische Geschichte und Kultur
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Die Zukunft ist noch nicht zu Ende. Forschungsprojekt zu Robert Jungks Biographie und seinen Netzwerken

Projektleitung: Martin J. Kudla
Kontakt: kudla@em.uni-frankfurt.de

Robert Jungk (1913–1994) wurde bekannt durch seine millionenfach aufgelegten Sachbuch-Bestseller wie Die Zukunft hat schon begonnen, Heller als tausend Sonnen oder Strahlen aus der Asche. Nach langen Jahren im Exil und seiner Rückkehr nach Europa wurde er eine zentrale Figur der entstehenden Meta-Disziplin „Zukunftsforschung“. Er kam zudem vom Schreibtisch auf die Straßen und Versammlungsplätze und wurde einer der prägendsten Vordenker:innen und Aktivist:innen der Anti-Atom-, der Umwelt- und der Friedensbewegung. Er erfand die „Zukunftswerkstätten“ und wurde unter anderem mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Robert_Jungk

Zwar ist sein Leben im Blick auf einzelne Aspekte genauer beschrieben worden, wie etwa sein Beitrag zur „Zukunftsforschung“, aber insbesondere seine ersten vierzig überaus prägenden Lebensjahre wurden bisher lediglich in Bezug auf eine geringe Anzahl publizierter Quellen untersucht. Sein Judentum, die Bedeutung des prophetischen Messianismus für sein Werk und Wirken, seine Zeit in der deutsch-jüdischen Jugendbewegung, seine Mitarbeit im deutschen Widerstand, seine publizistische Tätigkeit mit antideutschen Artikeln und seine beiden deutschsprachigen Pressedienste, sein künstlerisches Schaffen, sein akademisches Projekt einer psychologisch fundierten Politiktheorie, seine Kooperation mit Widerstandskreisen und dem amerikanischen Geheimdienst, seine vielfältigen Netzwerke während der Flucht und Emigration mit Stationen in Berlin, Paris, Barcelona, Prag, Zürich, London, New York, Washington und Los Angeles harren eine genaueren Aufarbeitung. Auch sein Wirken in der Nachkriegszeit ist zwar evident – mit seiner Omnipräsenz in Rundfunk und Fernsehen, auf Konferenzen und Großkundgebungen, in Zeitungen, Zeitschriften und durch seine zahlreichen Bücher, auch etwa sein Mitwirken an der Entstehung der grünen Bewegung in Deutschland und Europa –, aber noch keineswegs zusammenhängend und im Blick auf seinen Einfluss genauer beschrieben worden. Eine Biographie Jungks ist, kurz gesagt, seit langem ein Desiderat der Forschung.

Auf Grundlage von ausgedehnten, aber noch nicht abgeschlossenen Archivarbeiten in bisher 81 Archiven soll eine vielschichtige Biographie Jungks und eine Analyse seiner Netzwerke erarbeitet werden. Parallel dazu soll das Material und ein wichtiger Teil seiner Korrespondenz in eine Datenbank eingepflegt und über eine interaktive Karte auch für ein breites Publikum zugänglich gemacht werden.

Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der IT-Gruppe Geisteswissenschaften an der LMU München erarbeitet.