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Jüdische Geschichte und Kultur
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Von Erwählten zu Unerwünschten. Die Verdrängung von Mitgliedern aus der BAdW während der NS-Zeit

Louisa Mathes (LMU München)

21.03.2024 um 18:00 Uhr

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Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 begann ein umfassender Umgestaltungsprozess der deutschen Wissenschaftslandschaft. Davon waren insbesondere als "nichtarisch" oder "jüdisch versippt" verfolgte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betroffen, die frühzeitig aus ihren Positionen vertrieben wurden. Während an den meisten wissenschaftlichen Institutionen bereits im Frühjahr 1933 Entlassungswellen einsetzten, war eine Verdrängung von Mitgliedern aus den Akademien der Wissenschaften aufgrund der geltenden Rechtslage bis 1938 nicht möglich. Im Mittelpunkt des Vortrags stehen die Biografien der 25 Mitglieder, die von der späten, aber umfassenden Verdrängungspolitik der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betroffen waren. Die meisten dieser Mitglieder, die die BAdW als Teil der Gelehrtengemeinschaft aktiv prägten, hatten bis 1938 Handlungsspielräume, die an anderen Orten längst undenkbar waren. Der Umgang mit dem Physiker Albert Einstein und dem Chemiker Richard Willstätter zeigt jedoch, dass es bereits 1933 Verdrängungsmaßnahmen gab. Doch auch weniger prominente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wurden verdrängt und sind aus dem Blick der Öffentlichkeit gerückt: Wie erging es dem Sanskritisten und Indologen Lucian Scherman, der als Direktor des Völkerkundemuseums (heute Museum Fünf Kontinente) vor 1933 eng mit der Münchner Stadtgesellschaft verbunden war? Oder Kasimir Fajans, Direktor des Instituts für Physikalische Chemie, der in den 1920er Jahren als Anwärter auf einen Nobelpreis galt? Wie unterscheidet sich der Fall des Anglisten Max Förster, der 1934 seinen Lehrstuhl an der Münchner Universität räumen musste, jedoch in der Akademie als ordentliches Mitglied verblieb? Und wie ging die Akademie mit ihren Mitgliedern im Ausland um? Ein Beispiel im Vortrag wird die italienische Papyrologin und Philologin Medea Norsa sein, das erste weibliche korrespondierende Mitglied der BAdW. Louisa Mathes liefert in ihrem Vortrag Antworten und kontextualisiert die Geschehnisse in der BAdW während der NS-Zeit. Anschließend steht sie für Fragen aus dem Publikum bereit.

 

Louisa Mathes studierte Geschichte an der LMU München und schloss ihr Masterstudium im Februar 2024 mit der Arbeit "Von Erwählten zu Unerwünschten. Die Verdrängung der als 'nichtarisch' oder 'jüdisch versippt' verfolgten Mitglieder aus der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nach 1933" ab. Im Rahmen des BAdW-Projekts zur Erforschung der Verdrängung von Mitgliedern aus der Akademie während der NS-Zeit arbeitet sie derzeit an einer erweiterten Publikation zum selben Thema.


Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Bernd Päffgen (LMU München / BAdW).

 

Veranstaltungsort: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Alfons-Goppel-Str. 11, 80539 München, Bibliothek

Anmeldung: Für die Teilnahme ist eine Anmeldung erforderlich. Bitte nutzen Sie hierfür diesen Link.

 

Den Flyer der Veranstaltung finden Sie hier.

Eine Veranstaltung der Ad hoc-AG "Judentum in Bayern in Geschichte und Gegenwart", geleitet von Prof. Dr. Michael Brenner (LMU München/American University Washington D.C./BAdW) und Prof. Dr. Bernd Päffgen (LMU München/BAdW)

In Kooperation mit "Die Rückkehr der Namen"
Mit dem Projekt "Die Rückkehr der Namen" will der Bayerische Rundfunk mit Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München an 1.000 Münchnerinnen und Münchner erinnern, die während des NS-Regimes verfolgt, entmenschlicht und ermordet wurden, und ihnen wieder ein Gesicht geben. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften ist Kooperationspartnerin und unterstützt das Vorhaben u. a. durch die Übernahme von Patenschaften. In Form eines "lebendigen Mahnmals" werden Patinnen und Paten am Nachmittag des 11. April 2024 im Münchner Stadtraum an das individuelle Schicksal der Verfolgten erinnern. Mehr über das Projekt erfahren Sie hier.