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Jüdische Geschichte und Kultur
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"Einer drohenden Vergessenheit zu entreißen". Das Nachleben des Jiddischen in der deutsch-jüdischen Kultur, 1842–1938

Prof. Dr. Aya Elyada (The Hebrew University of Jerusalem)

25.10.2023 um 19:15 Uhr

Im ausgehenden 18. Jahrhundert, als immer mehr deutsche Juden und Jüdinnen ihre jiddische Muttersprache durch die deutsche Sprache ersetzten, gelangte die Veröffentlichung altjiddischer Literatur in West- und Mitteleuropa zum Stillstand. Dennoch geriet dieses umfassende, einst äußerst populäre literarische Korpus keineswegs in Vergessenheit. Vielmehr erwachte es im 19. und frühen 20. Jahrhundert in den Schriften deutsch-jüdischer Wissenschaftler und Autoren zu neuem Leben: Die altjiddischen Texte wurden nicht nur ins Deutsche übersetzt und adaptiert, sondern in kommentierten Anthologien, Literaturverzeichnissen und -übersichten auch paraphrasiert, diskutiert und analysiert.

Dieses Nachleben des Jiddischen in der modernen deutsch-jüdischen "Nostalgiekultur" steht im Mittelpunkt des Vortrags. Anhand prominenter Beispiele wird gezeigt, dass die Beschäftigung deutsch-jüdischer Gelehrter mit dem altjiddischen literarischen Erbe vor allem durch das demonstrative Streben gekennzeichnet war, eine besondere deutsch-jüdische Kultur zu erschaffen: Eine Subkultur, die die jüdische Vergangenheit mit der deutschen Gegenwart zu verbinden suchte, mit dem Ziel, das Zugehörigkeitsgefühl der akkulturierten deutschen Juden und Jüdinnen zur jüdischen Gemeinschaft und ihrem Erbe zu bewahren und zu stärken. Dabei ging es keineswegs darum, die Errungenschaften moderner jüdischer Akkulturation und Integration in die deutsche Gesellschaft und Kultur zu unterwandern, sondern – ganz im Gegenteil – diese zu unterstützen und zu erhalten.


Prof. Dr. Aya Elyada ist im Wintersemester 2023/24 Inhaberin der Gastprofessur der Brodt-Foundation.

 

Veranstaltungsort: Geschwister-Scholl-Platz 1, Raum E 004

Anmeldung: juedische.geschichte@lrz.uni-muenchen.de 

oder telefonisch 089 2180 5570.