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Historisches Seminar der LMU
Jüdische Geschichte und Kultur
Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München
E-Mail:
G.Shahar@lmu.de
Lehrveranstaltungen im WiSe 2024/25
Vorlesung: Zur Dialektik der Tradition: Einführung in die jüdische Moderne (1700-2000)
In der Vorlesung wird die Frage der jüdischen Moderne (was heißt es überhaupt, als Jude modern zu sein) mit den Hauptlinien der Tradition assoziiert, und mit den Umbrüchen, Krisen, Inversionen von Lebensformen, Begriffen und Gedankengängen im Judentum dargestellt. Als Ansatzpunkt werden wir den Fall Baruch Spinoza, einen jüdischen Denker der Neuzeit, mit dem Fall Shabbtai Zvi, einer jüdischen messianischen Figur, verknüpfen, um das doppelte Gesicht der Moderne zu erkennen und die Beziehung, sogar die Dialektik zwischen einer sogenannten liberalen, säkularen, westlichen Form und einer theologischen, messianischen östlichen Form einer jüdischen Moderne zu begreifen. Zugleich werden wir Gegensätzen, Affinitäten und Verhältnisse zeigen, die zwischen beiden Formen der jüdischen Moderne walten und bis in die Gegenwart das Leben in Israel-Palästina und in der Diaspora prägen.
In der Vorlesung werden wir neben Sekundärliteratur vor allem Schriften und Dokumenten von Denker:innen, Autor:innen und Historiker:innen diskutieren, wie z.B. Spinoza, Moses Mendelsohn, Solomon Maimon, Rahel Varnhagen, Franz Rosenzweig, Else Lasker Schüler, Hannah Arendt, Gershom Scholem, Walter Benjamin und Jacques Derrida, zusammen mit gegenwärtigen Schriftsteller:innen und Historiker.innen.
Übung: Orientierungen: Zur Frage des Orients in der deutsch-(jüdischen) Kultur (1770-1930)
Die Frage nach dem Orient, wie sie in den Schriften deutscher und jüdischer Author:innen dargestellt wurde, also die Frage nach den östlichen Lebensformen, ist eine Hauptfrage, in der sich die Suche nach Ursprung, Quellen, kulturellen Differenzen, Fremdheit und Gegensatz, und vorwiegend nach einem „Andern“, einem realen, oft aber imaginieren Anderssein, darstellt. Die Frage des Orients, in der die Verhältnisse zwischen Ost und West, Tradition und Moderne, Säkularisierung und Religiosität, Gesellschaft und Gemeinschaft thematisiert werden, ist auch die Frage, mit deren Fassung unsere Beziehungen und Nachbarschaften in Europa, Nahost und Nordafrika in der Gegenwart zu bestimmen sind.
Im Seminar werden wir die Erfahrungen und Projektionen, die Blindspots, die Gelehrsamkeit und Vorurteile diskutieren, die im deutsch-(jüdischen) Diskurs des Orients, seit Goethe, Kant, Humboldt und Rückert, über Hegel, Geiger und Zunz, bis Kafka, Rosenzweig, Arendt, und Shlomo Dov Goitein herrschten. Dazu werden wir einige Fluchtlinien nennen, mit denen wir versuchen können, der Dialektik des Orientalismus zu entweichen.
Die Anmeldung zu den Lehrveranstaltungen erfolgt zu gegebenem Zeitpunkt über LSF.
Further Information
Prof. Dr. Galili Shahar is professor of Comparative literature and German studies. His work is dedicated to research and teaching of German, Jewish and Hebrew literatures and classical Persian literature.Among his publications books on Goethe, Kafka and Celan and articles of Walter Benjamin, Gershom Scholem, Franz Rosenzweig and Erich Auerbachת S. Y. Agnon and others. In the years 2013-2020 he served as the director of the Minerva Institute for German History at the Tel Aviv University. In 2020 he was appointed as the head of the School of Cultural Studies.
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