, , Sabine Mangold-Will - Jüdische Geschichte und Kultur - LMU München
Jüdische Geschichte und Kultur
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Sabine Mangold-Will

Sabine Mangold-Will

Dr. Sabine Mangold-Will ist außerplanmäßige Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Bergischen Universität Wuppertal und lehrt als Akademische Oberrätin am Historischen Institut der Universität zu Köln.

Annäherungsversuche und Rhythmusstörungen: (Deutsch-) Jüdische Islamwissenschaftler und ihre islamische Welt in der Zwischenkriegszeit

Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg gelten in der allgemeinen Geschichtswissenschaft global betrachtet als Jahrzehnte der Entflechtung. Dieses Urteil scheint für die Weimarer Republik umso mehr zu gelten, da sie in der europäischen Welt isoliert und wirtschaftlich weitgehend ruiniert dasteht. Forschungsstrategische Bemühungen, Weimar – genauso wie das Kaiserreich – dennoch dezidiert unter transnationalen und globalgeschichtlichen Aspekten zu betrachten, stellen daher neben den Internationalen Organisationen bevorzugt gemeinschaftliche, subgesellschaftliche Beziehungen und Netzwerke in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung. Bemerkenswerterweise spielen dabei transnationale Verflechtungen und transkulturelle Wahrnehmungen religiöser oder ethnischer Minderheiten für die Gesamtbewertung der Weimarer Gesellschaft kaum eine Rolle. Auch der Aspekt deutsch-jüdisch-islamischer Begegnung findet in dieser allgemeinen Weimar-Forschung kaum Widerhall. Dieser skeptische Vorbehalt der Weimar-Historiker kommt in meinem Vortrag durch den Hinweis auf die „Rhythmusstörungen“ in den „Annäherungsversuchen“ zwischen deutsch-jüdischen Islamwissenschaftlern und ihrer islamischen Welt zum Ausdruck. Mit dem ebenso unpräzisen wie variablen Begriff der „Islamischen Welt“ lassen sich sowohl konkrete personelle Begegnungen wie wissenschaftliche Wahrnehmungs- oder Argumentationsmuster behandeln, die ihrerseits nicht an einen bestimmten Raum oder ein bestimmtes Wissensfeld gebunden sind. Konkret möchte ich dabei die Vielfalt von Begegnung und Abgrenzung zu „Islamischem“ bei den beiden deutsch-jüdischen Islamwissenschaftlern Joseph Horovitz und Gotthold Weil thematisieren, die als gemeinsamen deutschen Erfahrungsraum neben Berlin auch Frankfurt vorzuweisen hatten. Wenn es stimmt, daß Berlin nicht „Weimar“ war, dann hilft vielleicht der Blick auf „Islamisches“ in der Begegnung mit deutsch-jüdischen Wissenschaftlern in Frankfurt, die komplexe Transnationalität der Weimarer Republik auch in der „orientalistischen Provinz“ (Gotthold Weil über Frankfurt) zu finden.