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Jüdische Geschichte und Kultur
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Amir Theilhaber

Amir Theilhaber

Amir Theilhaber is a Visiting Postdoctoral Fellow at the German Historical Institute in Washington DC. He studied International Affairs at Vesalius College – Vrije Universiteit Brussel (B.A.), Islamic and Middle Eastern Studies at the Hebrew University Jerusalem (M.A.), and History at the Technical University Berlin (Ph.D.). In 2018, he defended his dissertation on the Orientalist and German foreign minister Friedrich Rosen and the relationship between international politics and Orientalist scholarship. A revised version will be published with De Gruyter in 2020. In 2019, Amir taught a seminar on the Aryan myth in global contexts at the Centre for Antisemitism Studies at the TU Berlin. He is currently working on a research project on US-German Orientalist knowledge circulation from 1865 to 1933.

Die Faszination der Persophonie und Friedrich Rosen, 1856-1935

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in der im Lippischen ansässigen Familie Rosen Persische Literatur im Original gelesen. So lernte auch der Orientalist und deutsche Außenminister von 1921, Friedrich Rosen, die persische Sprache bei seinem Vater in Detmold. Als langjähriger Diplomat in der persisch-sprachigen Welt übersetzte Rosen eine Reihe von persischen Dichtern ins Deutsche und Englische. Mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten zu persischer Poesie trug er - mit der Hoffnung Verständnis für die lebenden Kulturen zu schaffen, die ihm „im Orient“ begegneten - zum internationalen orientalistischen Diskurs bei. Im Laufe des 19. Jahrhunderts nahm die Verbreitung der Persophonie über große Teile Eurasiens rapide ab, und wurde im Zuge der Nationenbildung und unter dem Einfluss orientalistischer Denkkategorien im Zeitalter des Imperialismus häufig durch den Arier-Mythos ersetzt. 1909 schrieb Rosen über die dem persischen Philosophen Omar Khayyam zugeschriebenen Ruba’iyat, sie würden den „arischen Geist in semitischer Weste“ der Perser darstellen. Nicht zuletzt, weil er kurz darauf selbst unter antisemitischen Beschuss kam, gab Rosen den Begriff unter dem Einfluss der sich vom Arier-Mythos lösenden Orientalistik bald wieder auf. Jedoch fanden die Veröffentlichungen der von Rosen übersetzten Sinnsprüche Khayyams in der arischen Interpretation weite Verbreitung in der Öffentlichkeit. Deren Lektüre animierte in der Zwischenkriegszeit den iranischen Literaten Sadeq Hedayat dazu Khayyam ebenfalls als arischen Geist im Kampfe gegen den semitischen Glauben zu begreifen und ließ in der NS-Zeit den deutschen Iranisten Christian Rempis Khayyam als vor den letzten Konsequenzen nicht zurückweichenden Arier feiern.